Wir und unsere Mütter...
reisen nach Marrakesch!
Alle sind begeistert. Die Stadt ist wunderschön, Unsere Erwartungen werden übertroffen - bloß die Vielfalt der Gaukler am Djemaa el Fna scheint Vergangenheit zu sein. Es gibt Schlangenbeschwörer, Äffchen und Geschichtenerzähler. Wo sind die Akrobaten und Feuerschlucker?
Dafür dürfen wir ein paar Vorurteile vergessen: Die Bewohner sind aufgeschlossen, gastfreundlich und hilfsbereit. Man kann unbeschwert durch die Gassen schlendern, fühlt sich auch in abgelegenen Vierteln sicher und wird von den Händlern nicht unangenehm behelligt - ein schlichtes "Nein danke" hat stets ausgereicht.
Christa hat unsere Eindrücke zusammengefasst, hier ihr Bericht.
Marrakesch 12.-15.September 2018
Überraschung:
Silvia und Andreas laden Claudia und mich zu einem 3 Nächte Aufenthalt in Marrakesch ein. Dazu kann ich nur „ja“ sagen, ist einfach toll. Mit dieser Gruppe fühle ich mich sauwohl und sicher. Das ist ein junges Paar mit deren Müttern J Alf freut sich auch auf ein paar Tage „sturmfreie Bude“.
12.9. Mittwoch
Der Flug beginnt bequem. Wir haben je drei Sitze für zwei Personen und können uns so etwas ausbreiten. Die Bequemlichkeit endet ziemlich bald. Wir geraten in mittlere Turbulenzen. Mein Cola schwappt sogar über. Irgendwie stelle ich mich aber darauf ein. Stelle mir eine Autofahrt auf rumpliger Straße vor und lenke mich mit Spielen am Handy ab.
Marrakesch empfängt uns mit hohen Temperaturen, haben wir aber eh gewusst. Ein Taxi erwartet uns. Die Fahrt zum Hotel gefällt mir schon einmal sehr. Wir fahren auf sehr gepflegten Straßen. Links und rechts viel Grün und natürlich auch Palmen. Auffallend sind einzelne sehr hohe Stämme und oben sitzen, wie ein Staubwedel, die Palmenblätter. Diese „Solitärpalmen“ begegnen uns dann immer wieder. Sie prägen irgendwie die Landschaft. Außerhalb dieser Gepflegtheit kann man aber auch die Wüste erahnen.
Die Architektur der Häuser ist sehr ansprechend. Vor allem stören nirgendwo Bauten in einem anderen, als dem marokkanischen Stil. Kubus förmig, lehmbraun, ineinander verschachtelt, Terrassen dazwischen und hoch oben noch ein begehbares Dach. Am heutigen Tag lernen wir so ein Haus auch von innen kennen – ein sogenanntes „Riad“. Das ist ein Wohnhaus mit unscheinbarem Eingang – in diesem Fall ein Gästehaus. Dahinter öffnet sich ein wunderschöner Innenhof, meistens mit einem Brunnen in der Mitte. Verwinkelte Treppen führen innen über mehrere Etagen und Terrassen in große Höhe.
Zurück zur Ankunft: Wir beziehen unser angenehmes Zimmer mit Klimaanlage. Claudia und ich sind uns gleich über die Bettenauswahl einig – Claudia mag Fensterplatz und ich die rechte Seite. Die Betten sind wunderbar breit. Im Bad funktioniert das Warmwasser, so ist das Duschen ein Vergnügen. WC daneben in einem Extraraum. Wir sind zufrieden.
Wir sind uns einig, dass wir gleich in die orientalische Welt eintauchen wollen und gehen als erstes zu Fuß zum „Jardin Majorelle“. Das ist ein besonderer, mitten in der Stadt angelegter botanischer Garten. Seit 1947 ist er öffentlich zugänglich. Der Modeschöpfer Yves Saint Laurent und sein Geschäftspartner Pierre Berge kauften den Garten 1980 und ließen den mittlerweile verwilderten Garten in Etappen wiederherstellen.
Der erste Eindruck ist irgendwie überwältigend. Der hohe dichte Bambuswald vermittelt Dschungelgefühle. Allerdings mit vielen Touristen. Diese wandern so wie wir mit offenen Mündern herum. Es gibt Kakteen in allen Variationen und als Farbtupfer immer wieder blühende Bougainvilleas. Die Architektur ist dabei kobaltblau. Das hat uns gefallen.
Als nächstes streben wir zu Fuß der Innenstadt zu. Mittelalterliches Flair im Inneren der Stadtmauer empfängt uns. Und hier bekommt nun Andreas Arbeit. Er hat sich eine Offlinekarte von Marrakesch aufs Handy geladen und weiß nun mit Hilfe vom GPS immer genau, wo wir uns befinden. Ohne diese Hilfe wären wir in dem Labyrinth von Gässchen verloren. Es ist faszinierend! Wir können uns nicht satt sehen. Jedes Gässchen ist irgendwie anders, biegt unvermutet ab, endet öfter als Sackgasse, was Andreas aber natürlich schon vorher wusste. Teilweise sind wir alleine unterwegs, keine Touristen und auch nur wenige Einheimische begegnen uns. Anders schaut es in den sogenannten Suqs aus. Links und rechts dieser, ebenfalls sehr schmalen Gassen, haben die verschiedensten Händler ihre offenen Läden. Durch diese Gässchen, die ja von Menschen sehr belebt sind, fahren jede Menge stinkender Mopeds. Die fahren aber so, als hätten sie eine Fahrbahn für sich alleine. Kurven zwischen den Besuchern in relativ hohem Tempo durch. Es ist unglaublich. Wir erleben keinerlei Unfall.
Für mich steigert sich der Händlereindruck dann noch, als Silvia, Andreas und Claudia beginnen, sich für ihre Einkäufe zu interessieren. Wir gelangen in einen riesigen Verkaufsraum. Das Ziel ist eine orientalische Lampe. Von der hohen Decke hängen die verschiedensten Ausführungen. Die Verkäufer brauchen eine fahrende Leiter um das gewünschte Stück herunter holen zu können. Glühbirnen werden hineingeschraubt, damit die Farben zur Geltung kommen. Das Stück ist wirklich schön. Ich habe mich auf einen Sessel zurückgezogen und genieße das Schauspiel des Handelns. Die Drei machen das wirklich sehr gut. Soweit ich mich erinnere, bezahlten sie dann ein Viertel vom als erstes genannten Preis. Diese Methode konnte ich dann noch einige Male beobachten und die Drei wurden immer dreister und es machte ihnen sichtlich Vergnügen. Ich denke aber, dass auch die Verkäufer zufrieden waren.
Dann haben wir Lust auf einen marokkanischen Tee. Das ist Grüner Tee mit frischer Minze. Wir kommen an einem Riad vorbei und sind schon drinnen. Es ist bezaubernd. Wir sitzen in einem grün bewachsenen Innenhof, etwas erhöht über einem kleinen Badebecken. Der Blick nach oben zeigt uns, dass es dort mehrere Terrassen gibt. Die schauen wir uns später auch noch an. Zuerst gibt es aber Tee. Ein junger Marokkaner zelebriert das Einschenken. Aus einer silbernen Kanne gießt er den Tee aus ca. 50cm Höhe treffsicher in die kleinen Teegläser. Wir sind entspannt und genießen.
Es ist Zeit für die Rückkehr ins Hotel Diwane. Abendessen gibt es bis 22 Uhr. Das wollen wir nicht versäumen. Den berühmten riesigen Marktplatz Djemaa el Fna (Platz der Gaukler) überqueren wir diesmal nur oberflächlich. Den müssen wir später noch ausgiebiger bestaunen. Die Busse sind übervoll und wir bangen um die Einkäufe. So entscheiden wir uns für ein Taxi. Das ist sehr bequem und der Preis moderat. Ich erinnere mich an €1,60 pro Person?
13.9. Donnerstag
Wir haben eine ganztägige Stadtrundfahrt gebucht. Es holt uns ein, wieder sehr bequemes, Taxi ab. Zuerst fahren wir aber zum berühmten Garten „Anima“, 30km von der Stadt entfernt.
„Die über zwei Hektar große, opulente, botanische Inszenierung des Universalkünstlers Andre Heller, ist ein magischer Ort der Sinnlichkeit, des Staunens, der Kontemplation, der Freude, der Heilung und der Inspiration für Menschen“
Diesen Text aus der Werbebroschüre kann ich nur voll unterschreiben. Noch dazu haben wir das unglaubliche Glück, in diesem Garten beinahe alleine zu sein. Nicht nur die Pflanzenwelt ist vielfältig und üppig, auch die dazwischen eingestreuten verschiedensten Installationen von Andre Heller faszinieren. Eine Beschreibung ist irgendwie nicht wirklich möglich, das muss man einfach selbst erlebt haben. Ich beobachte dabei unseren kindlichen, glücklichen Gesichtsausdruck. Fast zwei Stunden verbringen wir in diesem einmaligen Garten.
Weiter geht es mit dem Taxi und dem marokkanischen Guide Samir. Samir könnte man als freundliches „Schlitzohr“ bezeichnen. Wir erfahren von ihm aber auch einiges Interessantes über die Stadt, die Architektur und die Menschen. Zuerst werden wir zum "Menara Garten“ aus dem 12.Jhdt. kutschiert. Wir wandern zwischen Ölbaumplantagen zu einem Pavillon und einem ansehnlichen Wasserbecken. Eigentlich sollten wir im Hintergrund das Atlasgebirge sehen, es ist aber zu dunstig. Der höchste Gipfel ist über 4000m hoch und meistens mit Schnee bedeckt. Marrakesch bezieht von dort sein Trinkwasser.
Als nächstes besuchen wir den Bahia Palast in Marrakesch (erbaut 1867). Wir bewundern Mosaike, Gräber, bemalte Holzdecken, Kassettendecken und jede Menge Kalligraphien. Samir zeigt uns das Zeichen für „Allah“.
Dann haben wir Hunger. Wieder betreten wir ein eher unscheinbares Haus und werden über mehrere Etagen auf eine gedeckte Terrasse geführt. Wir fühlen uns orientalisch. Der marokkanische Tee ist uns inzwischen eine Selbstverständlichkeit. Es gibt aber auch Bier. Alkohol ist in Marokko verboten, den bekommen nur Touristen und das nur in speziellen Restaurants, die dafür eine Genehmigung haben. Zum Essen kann man aus verschiedenen Tajines wählen. Mit und ohne Couscous. Die Fleischbeilagen sind Hendl, Rind oder Lamm und viel Gemüse. Die Rüben und Zucchinis sind dabei in ihrer natürlichen Größe belassen. Eine Tajine ist ein besonderes irdenes Geschirr, in dem die Tajine gekocht und auch gleich serviert wird. Das hält das Essen lange warm.
Zum Abschluss dieses einmaligen Tages durchqueren wir noch einmal den „Gauklerplatz“. Um umgerechnet €2,-- darf ich mir eine ungiftige Schlange um den Hals hängen. Sie lässt sich hinter dem Kopf nehmen und wirkt ziemlich gleichgültig. Es gibt aber auch jede Menge sogenannte „Schlangenbeschwörer“. Am Boden, rund um diese Alleinunterhalter, liegen mehrere Kobras – schwarze und farbige. Wir streifen diese nur beim Vorbeigehen, es ist einfach zu unheimlich, wie die Schlangen sich aufstellen, den Kopf hin und her schwingen und dann unvermutet auf irgendwas zustoßen. Laut „Wikipedia“ arbeiten die Beschwörer mit verschiedenen Tricks, damit sie sich nicht selbst gefährden.
Zum Hotel fahren wir diesmal mit dem Bus. Er ist ziemlich voll und wir haben keinen Sitzplatz. Es ist für mich sehr verwunderlich, dass es keinerlei unangenehme Gerüche gibt. Pro Person ca. €0,35
14.9. Freitag
Wir fahren mit dem Bus 1 ganz in die Nähe des Gauklerplatzes und wandern wieder gemächlich durch die Medina und genießen wieder die Gässchen und das ganze Flair. Silvia und Claudia kaufen 1kg Gewürze. Der Duft dieser Gewürze hängt dann auch im Hotelzimmer – sehr angenehm. In den Gässchen kommen uns an diesem Tag kleine Eselsgespanne entgegen. Der Lenker macht durch Rufe auf sich aufmerksam und die Leute bringen ihm ihren Hausmüll. Der wird im Karren gesammelt. Das ist eine besondere Müllabfuhr. Bettler gibt es auch. Sie sind aber auf keinem Fall fordernd. Und dankbar für jede Münze. Eine Frau hat ihren Hausrat in einer Gasse aufgeschichtet. Sie schläft anscheinend auf einem Pappkarton am Boden.
Das Mittagessen nehmen wir dann im Hotel ein. Wir konnten für die Halbpension zwischen Mittag- und Abendessen wählen. Nachher verbringen wir einen entspannten Nachmittag am ansprechenden Swimmingpool im Hotel Hof. Gegen Abend fahren wir wieder zum Gauklerplatz und durchwandern die Medina. Man kann davon einfach nicht genug kriegen. Wir sind immer wieder in einer anderen Gegend. Dank Andreas finden wir aber immer wieder heraus.
Das Abendessen erleben wir einerseits ganz hoch oben auf einer kleinen Terrasse, die nur einen Tisch und ein Beistelltischchen hat. Der Ausblick ist grandios. Andererseits wird uns hier der einzige Nepp beschert. Der Minze Tee ist nur lauwarm und übersüßt. Die Tajine ist nicht die von uns bestellte und außerdem gelinde gesagt irgendwie grauslich. Undefinierbares Fleisch, geschmackloses Couscous. Wir lassen das meiste stehen. Der Wirt will trotzdem 450,-- Dirham (ca. €45,00) Wir lassen uns den Tag nicht verderben und nehmen es einfach hin. Der Sitzplatz war ja doch außergewöhnlich schön.
Und dann kommt noch unser geplanter Abschied von Marrakesch. Wir mieten für eine Stunde (Dirham 250 ca. €25,--) eine der „hundert“ Pferdekutschen. Zuerst fahren wir damit mitten durch die Altstadt, diese Gässchen sind etwas breiter. Ich habe das Gefühl, dass sich die Pferde über die Bewegung freuen.Zwischendurch durften sich die Pferde sogar in einer originellen Pferdetränke laben. Der Kutscher leitet souverän ohne Peitsche. Und als Abschluss durchfahren wir noch das moderne Marrakesch mit Casinos, Diskos, Restaurants, Einkaufsläden usw. Aber auch hier ist die Architektur den alten Häusern nachempfunden. Als krönenden Abschluss genehmigen wir uns noch ein Bier im Hotelgarten. Wobei Silvia kein Bier braucht.
15.9. Samstag
Abschied von Marrakesch. Das schon bekannte Taxi fährt wieder die gepflegten Straßen zum Flugplatz. Dort erleben wir noch etwas Moslemisches. Das Taxi muss sich durch Hunderte Moslems durchkämpfen. Sie alle warten auf ihre Verwandten, die von einer Hadsch (islamische Pilgerfahrt nach Mekka) zurückkommen. Eigentlich hätte ich gerne ein Foto dieser Gläubigen gemacht. Irgendwie habe ich da aber eine Sperre so etwas Intimes zu fotografieren. Es bleibt mir aber im Gedächtnis.
Der Flug ist diesmal ohne Rüttelsieb.
Silvia und Andreas haben mir und Claudia mit dieser Einladung ein wunderbares Abenteuer beschert. Es ist eine totale Bereicherung meines Lebens.
Wir können Christa voll und ganz zustimmen: es war eine wunderbare Reise, die noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Auch duch die hübschen Mitbringsel werden wir immer wieder daran erinnert werden
Hier ist ein Direktlink zum Album.