4. Türkeireise von Christa und Angela vom 9.2. – 13.2.2014
Istanbul ist eine 3 Millionen Einwohner Stadt. Ausdehnung von West nach Osten bis ca. 150km, von Nord nach Süd ca. 40km. 700.000 Autos befahren täglich die Brücke über den Bosporus. Täglicher Stau ist normal. Die Stadt besteht grob aus 3 Teilen: Altstadt, Neustadt und asiatischer Teil. Altstadt und Neustadt sind durch das Goldene Horn (ein 11km langer Seitenarm des Bosporus) getrennt, der asiatische Teil liegt jenseits des Bosporus.
Die Stadt ist auf 7 Hügeln erbaut und das sieht man auch, wenn man mit dem Auto über die Schnellstraßen fährt. Diese Straßen überqueren nämlich im Hochbau die Stadt. Ich hatte den Eindruck von einem Hügel nach dem anderen und dazwischen tiefe Krater und alles übersäht, das heißt bebaut, mit Häusern. Innerhalb dieses Häusermeeres sind natürlich die Straßen und die meisten sehr eng, teilweise einspurig. Und auch bergauf und bergab. Unsere Reisegruppe bestand nur aus 4 Personen und wir benützten alle Tage einen kleinen Mercedes Bus für 12 Personen. Da waren wir privilegiert. Und dieser kleine Bus konnte nun alle kleinen engen Straßen auch befahren. Auf diese Weise haben wir natürlich viel von der Stadt gesehen. Vor allem das, wo man weder mit Öffi, noch zu Fuß leicht hinkommt.
09.02. Der Flug mit Pegasus war OK. Auch haben wir gleich den Betreuer von „Tour Direkt“ gefunden. Mussten dann aber auf zwei Reisende aus Karlsruhe warten, die Probleme mit dem Gepäck hatten und es wurde dadurch eine lange Wartezeit. Der Flughafen Sabiha Gökcen ist nagelneu und sehr schön, aber 50km von der Stadt entfernt und auf der asiatischen Seite. Die Fahrt zum Hotel in der Altstadt dauerte über 1 Stunde.
Hotel Grand Anka, Molla Gürani Cad. No.46 Findikzade/Istanbul ****. Das Zimmer ist sehr schön und groß. Heizung vorhanden, schönes Badezimmer, Fenster in einen ruhigen Hinterhof, 4 Stock.
Angela und mich zog es gleich hinaus auf einen Rundgang in der Nähe des Hotels. Es fiel uns auf, dass hauptsächlich nur Männer unterwegs waren und das in Massen. Wie übrigens an allen 4 Tagen in allen von uns besuchten Gegenden. Während unserem Spaziergang hat uns ein älterer türkischer (arbeitsloser, wie er sagte) Geschichtslehrer angesprochen, weil ihm unsere deutsche Sprache aufgefallen ist. Es ergab sich eine nette Plauderei, wobei gleich durchgeklungen ist, dass er mit der Regierung Erdogan absolut nicht zufrieden ist. Wir ließen uns dann noch auf einen Apfeltee einladen. Er hätte uns gerne mehr von der Stadt gezeigt. Brauchten wir aber nicht, da wir bereits in Wien eine Betreuung für alle Tage mitgebucht hatten.
10.02. Ausgiebiges Frühstück. Angela und ich frühstücken immer gleich: Kaffee bzw. Kakao, Brot mit Butter und Honig. Die riesige Auswahl an anderen Köstlichkeiten haben wir uns immer nur angeschaut. Ab und zu naschte ich vom Halva – einer Sesamsüßigkeit.
Treffen mit unserer sehr netten türkischen, bestens deutsch sprechenden, Reiseleiterin. Wir waren eine Gruppe von nur 4 Personen, entsprechend angenehm waren diese 3 Tage. Wir hatten immer einen Chauffeur mit dem kleinen Mercedes Bus zur Verfügung. Wurden immer vom Hotel abgeholt, zu allen Sehenswürdigkeiten kutschiert und wieder abgeholt und auch wieder ins Hotel gebracht – super! Zuerst eine Rundfahrt durch den asiatischen Teil und ein kleiner Stopp auf der Galata Brücke. Sie führt über das Goldene Horn und verbindet die Altstadt mit der Neustadt. Hier stehen die Fischer Schulter an Schulter. Wir sahen auch einen Fischmarkt, dort landen vermutlich die gefangenen Fische?
Als nächstes besuchten wir die Blaue Moschee. Sie steht auf dem höchsten Punkt eines der sieben Hügel und ist eigentlich von allen Stellen der Stadt zu sehen. Ein imposantes Bauwerk. Der Besuch im Inneren ging nur ohne Schuhe und mit Kopftuch. Das Kopftuch ist seit Erdogan in Istanbul wieder ein Thema.
Zuerst müssen wir uns der Schuhe entledigen und dann bekommen wir blaue Tücher, damit wir unser Haupt verhüllen können. Das Kopftuchtragen ist für Frauen wieder so gut wie vorgeschrieben – auf jeden Fall in einer Moschee. Angela mault etwas, sie fühlt sich nicht wohl damit. Ich nehme es einfach als gegeben hin.
Wir waren jetzt das vierte Mal in der Türkei und sahen noch nirgendwo so viele mit Kopftuch verhüllte Frauen. Die immer wieder aufflammenden Proteste am Taksim Platz richten sich auch an die nach rückwärts gerichtete Politik von Erdogan. Wir haben eigentlich nur mit Türken gesprochen, die damit nicht zufrieden sind.
Gleich neben der Blauen Moschee ist die riesige Anlage des Topkapi Palasts. Erbaut auf der Landspitze zwischen Goldenem Horn und Marmara Meer. Wir verbrachten hier eine geruhsame Zeit mit Besuchen der verschiedenen Gebäude und Ausstellungen, mit Rundblicken aufs Meer und den asiatischen Teil der Stadt und mit einer gemütlichen Jause mit Blick auf den Bosporus.
Da wir so eine kleine Gruppe waren, konnten wir auch Wünsche äußern. Und ich wünschte mir den Besuch der unterirdischen Basilika Zisterne. Das war dann eines der Highlights. Jede Menge Säulen stehen in einem unterirdischen Wasserspeicher, erbaut um 532. Wir konnten darin dicke Karpfen schwimmen sehen. Zur Wasserversorgung wird der Speicher nicht mehr benützt.
Anschließend wurden wir noch zum Gewürzmarkt gebracht. Es war gerade Mittagszeit und wir konnten von allen Seiten die Gebete der Müezzin hören, was uns immer wieder beeindruckt. Angela und mir gefiel dieser übersichtliche Basar ausnehmend gut. Wenig Touristen, auch nicht viele Türken, gefällige Marktstände mit allen möglichen Waren, nicht nur Gewürze. Ich entdeckte einen hölzernen Honigquirl, den ich schon lange gesucht habe. Sesamnüsse und Halva ist auch immer das Ziel unserer Wünsche. Dann wurden wir wieder bequem zu unserem Hotel gebracht. Die Fahrt dorthin war für uns immer irgendwie verwirrend, weil wir zuerst am Hotel vorbei mussten und dann wieder auf der anderen Seite zurück usw. usw. War uns aber wurscht, wir kamen immer gut im Hotel an.
Der Abend war noch nicht aus. Gleich gegenüber vom Hotel wurde uns ein Lokal für das Abendessen empfohlen. Recht urig mit Sitzplätzen auf einer Galerie. Wir bekamen Gegrilltes, das wir uns ausgesucht hatten und viel Gemüse und Reis dazu. Auch eine scharfe Beilage. Dazu Cola und Wasser. Wir bezahlten dafür insgesamt Lira 60,-- (€20,--). Die weiteren Tage haben wir uns bei den vielen Kebab Ständen verköstigt. War genau so gut und kostete nur die Hälfte.
11.02. Angela und ich machen eine Erkundungstour in unserem Hotel bis über den 7.Stock hinaus auf die Terrasse. Eigentlich ist das keine Terrasse, sondern einfach das Dach mit verschiedenen Behältern, Kabeln, Geräten und Fernsehschüsseln. Nie, nie, nie dürfte man in Österreich auf so ein ungesichertes Dach. Vielleicht wissen die Türken auch nicht, dass eine Angela und eine Christa aus Wien kommen und auf Entdeckungsreise gehen. Der Ausblick von dort oben war es aber total Wert. Das hat uns wieder gefallen.
Als nächstes werden wir wieder durch die Gässchen und Straßen kutschiert und steigen beim Hippodrom aus. Von der einstigen Pferderennbahn sind nur mehr 2 Obelisken und eine geschlungene Säule übrig und am Ende des Platzes steht der sogenannte Kaiser-Wilhelm-Brunnen. Leider verhüllt wegen Restaurierung.
Die berühmte Moschee Hagia Sophia besuchen wir heute. Das Innere der Moschee ist natürlich überwältigend, besonders aus architektonischer Sicht. Auch der Ausblick von den Galerien ist beeindruckend. Wie überall in der Türkei waren einige Kirchen einmal christlich und dann wieder moslemisch und immer wurden bei jedem Wechsel die gegnerischen Bilder entweder zerstört oder wie in der Hagia Sophia übermalt. Diese Übermalungen wurden nun entfernt und die darunter liegenden christlichen Mosaike kann man wieder bewundern.
Noch ein Spaziergang zu einigen malerischen alten Holzhäuschen und dann sitzen wir wieder in unserem Privattaxi und fahren zum Taksim Platz. Der Chauffeur parkt direkt am oberen Ende des Platzes und wartet dort auf uns. Er hat einen guten Draht zur Polizei und darf das deshalb. Der Platz ist riesig und das kleine Wäldchen daneben, das den bekannten Aufstand ausgelöst hat, irgendwie unscheinbar. Aber es geht ums Prinzip, die Regierung soll nicht über den Kopf der Bevölkerung hinweg agieren dürfen. Und der Aufstand hatte auch Erfolg, es werden die Bäume nicht gefällt, wegen irgendeinem gewinnträchtigen Neubau. Die jetzigen Demonstrationen richten sich gegen die angedrohte Beschränkung des Internet.
Wir haben freie Zeit und Angela und ich besorgen uns Dürüm (Teigfladen gefüllt mit Hendlfleisch und Salat – wahlweise gäbe es auch Lammfleisch), setzen uns in die Sonne und beobachten das Geschehen. Der Taksim Platz ist der Anfang einer langen Fußgängerzone in der Istiklal Caddesi. Und wie überall in Istanbul sind auch hier die Menschmassen - wie bei uns auf der Kärntner Straße in der Hauptsaison. Aber es geht irgendwie gesittet zu. Hinunter auf der rechten Seite und hinauf auf der linken. Es gibt auch eine nostalgische kleine Straßenbahn.
Dann werden wir wieder weiter gefahren. Diesmal auf einen Aussichtsberg auf der asiatischen Seite: Kücük Camlica. Die Fahrt führt auch an der Privatvilla von Erdogan vorbei. Von oben haben wir einen wunderbaren Ausblick über den Bosporus und sehen die riesige Ausdehnung dieser Stadt. Türkischer Mocca und Apfeltee sind auch dabei. Das gehört für uns zum Standard in der Türkei.
Weil wir noch Zeit haben, zeigt uns die Reiseleiterin noch einen moslemischen Friedhof mit einer kleinen Moschee mitten im Armenviertel (Eyüp). Es ist gerade eine Andacht mit Lautsprecherübertragung und vielen andächtigen Gläubigen. Im Friedhof stehen die Grabsteine ganz eng nebeneinander und schauen eigentlich aus wie alte steinerne Schrifttafeln. Hier kosten wir auch eine gelbe säuerliche Milch und kleine Sesambrötchen. Angela entdeckt auch eine ihre Lieblingssüßigkeiten Lokma, kleine Germteigkügelchen in flüssigen Honig getaucht, wirklich lecker. Wir naschen alle Fünf davon. Dann ist es Zeit für die Fahrt ins Hotel. Wir haben ja noch einen türkischen Abend vor uns.
Dieser gestaltet sich interessant. Großer Saal, wir Vier an einem Tisch in der Mitte direkt vor der Bühne. Wenige weitere Touristen und ein langer Tisch mit türkischen älteren Männern. Die sind nur wegen der Bauchtänzerinnen hier. Wir bekommen einen schön angerichteten Obstteller und Getränke (alles in unserem Pauschalpreis enthalten). Das ist unser vierter türkischer Abend in der Türkei und entwickelt sich zu unserem besten. Die vier Tänzerinnen sind wirklich sehenswert und eine davon hat eine tolle erotische Ausstrahlung. Auch männlichen Spitzentanz sehen wir und mehrere Gruppen gemischte Tänzer. Nach den Bauchtänzerinnen verlässt die Gruppe türkischer Männer den Saal und übrig bleiben gezählte 13 Stück (mit uns) Touristen. Verstreut im großen Saal sitzend. Uns schwant nichts Gutes und wir werden dann total überrascht. Eine ältere charismatische Sängerin rockt sozusagen den Saal. Wirklich professionell. Wir fahren diesmal von einem türkischen Abend zufrieden ins Hotel.
12.02. Dieser Tag beginnt mit einer Lederfabrik. Das kennen wir schon und werden es gottergeben über uns ergehen lassen. Das Ziel ist natürlich ein Verkauf von Lederjacken. Diesmal sind die Modelle total modisch und schick. Angela und ich probieren sogar einiges. Bei den versuchten Verkaufsgesprächen beißen die Verkäufer bei uns aber auf Granit. Wir erklären ihnen, dass wir die ganze Woche am Fahrrad sitzen, laufen oder wandern gehen, Skifahren und schwimmen und überhaupt keine Verwendung für eine edle Lederjacke haben. Das unterhält zwar die Verkäufer, macht sie aber nicht zufrieden. Glücklicherweise kaufen unsere beiden Mitreisenden ausgiebig ein. Die Beiden haben auch beim Schmuck zugeschlagen, während Angela und ich eine Plauderei mit einer jungen Anatolierin (oder war sie Armenierin?) hatten. Sie erzählte uns viel vom Zusammenhalt in den türkischen Familien. Diese können überhaupt nicht verstehen, wenn bei uns junge Menschen eine eigene Wohnung haben wollen, ohne verheiratet zu sein. Sie selber hat in München studiert und ihre Mutter hat sie immer wieder näher nach Hause gelockt. Nach Hause ist sie nicht gegangen, aber Istanbul liegt doch näher bei Anatolien wie München.
Großer Basar und Schifffahrt auf dem Bosporus fehlt noch von unserem Programm.
Zuerst kommt der Große Basar an die Reihe. Allein die Ausmaße und die bemalten Bogengänge sind sehenswert. Und dazu Gold, Gold und wieder Gold. Auch andere Waren sind in Massen vorhanden, aber hauptsächlich Gold. Das weckt in Angela und mir niemals Wünsche, das Verlangen nach Gold ist uns unbegreiflich. Ist aber schön zum Anschauen. Besucher sind auch nicht allzu viele, man kann gemütlich überall hin bummeln. Wir werden auch kaum angesprochen. Man sieht uns an, dass wir an Gold nicht interessiert sind. In der nebenan liegenden Fußgängerzone essen wir wieder türkisch. Dürüm und als Nachspeise Baklava. Das sind kleine Kuchenstücke mit Pistazienpaste und Sesam und Honig – sehr lecker.
Unser Chauffeur steuert aus dem engen Parkplatz, muss einen im Weg stehenden Bus zum Vorrücken ersuchen und zielt gekonnt durch die enge Gasse. Und das alles in Ruhe und ohne Geschimpfe. Super! So funktioniert der gesamt Autoverkehr. Wenn klar ist, dass einer stärker ist, wird sofort nachgelassen. Es gibt wenig Unfälle in der Stadt, sagt die Reiseleiterin.
Wir steigen am Hafen aus und beginnen die große Bosporus Rundfahrt auf einem Ausflugsschiff. Vom Wasser aus kann man einige der prächtigen Villen der Reichen sehen. Aber auch die Wochenendhäuser an den südlichen Hängen. Und natürlich die vielen Moscheen der Stadt. Das war alles sehr kurzweilig und die fast 2 Stunden vergingen wie im Flug.
13.02. Wir frühstücken um 6 Uhr und werden um 7 Uhr abgeholt. Unsere beiden Mitreisenden fliegen nach Stuttgart und ihr Flieger startet 2 Stunden vor unserem. Der Stau über die Bosporus Brücke muss auch einkalkuliert werden. Der Stau ist eigentlich nicht vorhanden und wir kommen zügig zum Flughafen auf der asiatischen Seite. So haben wir
4 Stunden Zeit bis zum Abflug. Die verbringen wir mit Lesen, Bummeln, Essen und Trinken. Ist eigentlich recht schnell vergangen.
Ein weiteres Ehepaar aus Salzburg gehört auch zur Lidl-Gruppe, hat aber das Führungsangebot nicht gebucht. Sie waren selbständig unterwegs und sind von einer Moschee zur nächsten gezogen, hat uns die Frau erzählt. Ist eine ziemlich einseitige Besichtigung, denken wir. Der Mann ist eigentlich gar nicht so alt, sicher noch keine 60. Ist Lehrer und verabscheut jede Art von Elektronik.
Angela entdeckt im Flieger ganz hinten zwei leere Reihen und wir setzen uns dorthin. Teilweise haben wir also beide einen Fensterplatz. Die Sicht ist sehr gut. Wir können z.B. Istanbul in seiner ganzen Pracht genau sehen, wie auf der Landkarte. Auch Budapest mit der Donau und der Margareten Insel, dann Nähe Wien den Braunsberg und Bratislava. Das Rinterzelt und den Donauturm.
Das Wetter war uns auch gut gesinnt. Immer freundlich und ohne Regen. 14 bis 20 Grad, teilweise sogar darüber.
Wir sind wieder da. Schön war’s!
Gebucht bei Lidl – organisiert von Tour Direkt
€ 289,-- Grundangebot
€ 30,-- Aufzahlung für 4-Stern Hotel
€ 99,-- Geführte Ausflüge (Reiseleitung, Bus, Eintritte)
€ 15,-- Visum
€ 63,-- Unsere persönlichen Ausgaben
€ 496,-- pro Person
Fotos (Bild anklicken für Diaschau):
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